„Lumpenpott“: Das Ruhrgebiet unter’m Hakenkreuz
Anlässlich des Gedenktages „80 Jahre Reichspogromnacht“ am 9. November 2018 richtete das Kindertheater „Traumbaum“ in Bochum-Gerthe die Anne-Frank-Kulturwochen aus. In diesem Rahmen besuchten die Schülerinnen und Schüler der Klassen 9a und 9c in Begleitung von Frau Großmann und Frau Ölke das Einpersonenstück „Lumpenpott“.
Auf intensive und bedrückend lebendige Weise wurde den Schülerinnen und Schülern in verschiedenen Alltagsszenen die Zeit des Nationalsozialismus näher gebracht: Sei es der jüdische Ladenbesitzer, dessen Geschäft (und letztlich dessen Leben) in der Pogromnacht zerstört wurde, sei es der SA-Hauptmann, der mit menschenverachtender Gewalt gegen eine jüdische Familie vorging, sei es der behinderte Junge, der nur mit Glück und unter Lebenseinsatz eines Pfarrers vor dem Euthanasieprogramm gerettet werden konnte, sei es die ‚arische‘ Frau, die vom Fenster aus all diese Szenen guthieß („ein deutsches Mädchen sollte nicht so aussehen“) – hier wurde Vergangenheit plastisch und greifbar. So greifbar, dass die Schülerinnen und Schüler gut 80 Minuten atemlos und gebannt zuschauten.
Überzeugend wurde das Stück auch durch die zahlreichen gut recherchierten Lokalbezüge nicht nur zum Ruhrgebiet allgemein, sondern zu Bochum und insbesondere zu Gerthe. Gedankliche Transfers zu aktuellen Formen von Rassismus und Ausgrenzung stellten sich schnell ein – „Das Vergangene ist nicht tot, es ist nicht einmal vergangen“ (Faulkner) –, aber unsere Schülerinnen und Schüler, die geprägt sind durch ihren multikulturellen Alltag, haben dem etwas entgegenzusetzen.